Die andere Perspektive


■ Wahrscheinlich sind die meisten von uns schon in einem Flugzeug gesessen. Wenn dann die Piloten auf der Startbahn Vollgas geben und beschleunigen, hebt das Fluggerät in der Regel nach weniger als einer Minute von der Erdoberfläche ab und gewinnt kontinuierlich an Höhe. Dann machen wir als Passagiere eine ganz besondere und in ihrer Einzigartigkeit außergewöhnliche Erfahrung – die Veränderung der Perspektive des Blickes auf die Erde.
Sonst nehmen wir ja die Welt und alles um uns herum immer aus der Perspektive unseres jeweiligen menschlichen Wuchses wahr. Aber wir befinden uns da immer auf der Erde oder steigen höchstens auf ein etwas höheres Gebäude hinauf. Dennoch ist und bleibt es auch in einem solchen Fall so, dass wir auf der Erde „kleben“, wenn sich dann der Horizont unseres Blickes auch um einiges erweitert.
Dennoch ist sogar auch der Blick von einem sogenannten Wolkenkratzer hinunter nicht zu vergleichen mit der Erfahrung, die man von einem Flugzeug aus macht, wenn dieses die ersten Wolken erreicht, nach einer kurzen Weile auch die höchsten Wolken überfliegt und schlussendlich die reguläre Flughöhe von 10-11 km erreicht. In jedem Fall gewinnt man dann bei Tageslicht sowohl einen wunderbaren Blick auf das viel intensivere Blau des Himmels oben als auch bei Abwesenheit der Wolken eine veränderte Wahrnehmung der Erde da unten.
Dann kommt einem oft auch der Gedanke in den Sinn, wie einseitig und eingeschränkt wir doch bisweilen die Realität um uns herum wahrnehmen bzw. welche übertriebene Wichtigkeit wir gelegentlich manchen Dingen zuordnen, die diese keinesfalls verdienen und immer wieder mal auch mit einem anderen Blick und aus einer anderen Perspektive angeschaut werden sollten.
Wie auch die höchsten Gebäude hier unten vom fliegenden Flugzeug aus gesehen wie kleine Punkte erscheinen, so fühlt man sich auch veranlasst, eine ganze Reihe von an sich negativen Gefühlen und schädlichen Empfindungen auf ihr Angebracht-Sein und ihre Sinnhaftigkeit zu überdenken. Sieht man dann von oben im Horizont ganz eindeutig die Krümmung der Erdkugel bzw. wie klein sie doch ist, fragt man sich, ob man denn weiterhin so viel Zeit und Energie für Eitelkeiten, Missgunst, Zwietracht, Neid, Eifersucht, Feindschaft aufbringen sollte.
Natürlich geht es nicht darum, die objektiv existierende Realität auszublenden oder fahrlässig zu ignorieren. Nein, man darf sich nicht Phantasien und Träumereien hingeben. Aber man wird veranlasst, auf viele irdische und zwischenmenschliche Belange mal auch von einer anderen und eben höheren Perspektive aus zu schauen, um manches, was in menschlicher Unzulänglichkeit und Einseitigkeit eventuell eingefahren und in eine Sackgasse geraten sein sollte, einer Überprüfung aus der Sicht des Evangeliums und somit Gottes zu unterziehen!
Da von oben im Unterschied zu Landkarten auch keine administrativen und staatlichen Grenzen zu sehen sind, wird einem deutlich vor die Augen geführt, dass wir alle trotz unserer teilweisen Verschiedenheit und Andersartigkeit doch von dem einen und einzigen wahren Gott erschaffen worden sind und nicht unsere Berufung außer Acht lassen oder vernachlässigen dürfen, die Größe des Schöpfers und Erlösers zu erblicken, Seine Wahrheit zu suchen und Ihn zu lieben!
Von noch intensiveren Erkenntnissen dieser Art berichten die Kosmonauten und Astronauten, die sich ja in ihren Fluggeräten und Raumstationen noch viel höher (ca. 300-400 km) befanden und befinden. Wenn wir die betreffenden Videoaufnahmen von der Raumstation auf unseren Blauen Planeten schauen, sind wir ja auch von dem Magischen des Blickes ergriffen und fangen an, doch viel versöhnlicher in Bezug auf so manche (internationalen) Konflikte bzw. Kriege zu denken.
■ Wie gewinnt man aber nachhaltig diesen anderen Blick bzw. nimmt die betreffende höhere Perspektive ein? Wohl ist da, speziell für einen katholischen Christen, sowohl das Gebet als ganzheitliche Zuwendung an Gott als auch unsere lebensmäßige Hingabe an Ihn und Seine Vorsehung am wirksamsten. Denn dieses schwächt für uns dann durch die Beziehung zum Höheren, Übernatürlichen und Ewigen gewissermaßen die Stärke der irdisch-zeitlichen Anziehungskraft, die Gravitation des Sündhaft-Unmoralischen, und gestattet uns somit etwas leichter die Erhebung zur geistigen Höhe Gottes hinauf.
Das vorhin benutzte Bild vom Flugzeug weiter entwickelnd kann man das Gebet und die Hingabe als die beiden Flügel unserer Seele ansehen, wie ja auch das Flugzeug ohne die beiden Tragflächen eine jegliche Flugfähigkeit verliert. Ohne Flügel fliegt nichts, wobei diese unbedingt intakt sein und bestimmten aerodynamischen Anforderungen entsprechen müssen. So beeinflusst sicher auch die Qualität und Intensität unseres Gebetes sowie die Aufrichtigkeit unserer Hingabe die „Aerodynamik“ unseres geistigen Fluges nach oben Gott entgegen!
Wenn sich also ein Mensch sowohl bewusst auf die Lehre Jesu ausrichtet als auch dem Gebet obliegt und sich somit Gott zuwendet, gibt der Herr ihm Seine heiligmachende Gnade, die sich bei ihm wie der Schub der Triebwerke eines Flugzeugs auswirken, wenn diese nämlich gestartet werden. Wie ein Flugzeug dann an Geschwindigkeit zunimmt und bei Andauern des Schubes auch weiter nach oben erhebt, so kann auch eine menschliche Seele in gesunder Beharrlichkeit ihrer ehrlichen Zuwendung an Gott geistig wachsen und somit langsam aber stetig diese andere geistige und eben höhere Perspektive auf die Realitäten hier unten gewinnen!
Gott ist immer willig und bereit, mit Seiner Gnade für den betreffenden geistigen Schub zu sorgen. Er liefert und zündet also die „Triebwerke“. Es liegt am Menschen, ob er die dazu gehörenden „Flügel“ an seiner Seele richtig befestigt und sie dabei durch geistiges Wachstum auch immer „aerodynamischer“ gestaltet.
Machen wir denn nicht immer wieder die Erfahrung, wie uns ein aus unserer Lebenssituation heraus entstehendes großes Problem so sehr beschäftigt und starke Sorgen verursacht, dass wir in ernsthafte innere „Turbulenzen“ geraten. Wir verlieren dann oft genug die innere Ruhe und werden emotional richtig aufgewühlt. Jedenfalls in der dann wenigstens anfänglich entstehenden Ratlosigkeit sind wir für eine Weile hin und her gerissen und können dann auch der Versuchung zur Hoffnungslosigkeit nachgeben, die bei Andauern dieses Zustandes auch zur Verzweiflung führen kann.
Uns darauf besinnend, dass wir mit unserem „menschlichen Latein am Ende“ sind, wenden wir uns in unserer Not dann hoffentlich endlich im Gebet an den Herrn und offenbaren Ihm, dass wir eigentlich nicht mehr weiterwissen. Dann kommt uns die aufrichtige Bitte sozusagen über die Lippen, Er möge sich unser erbarmen und uns in der jeweiligen großen Not bestehen. Und harren wir dann in einem solchen inständigen Gebet wenigstens eine Weile aus (Beharrlichkeit vonnöten!), geht uns doch früher oder später auf die eine oder andere Weise insofern ein Licht Gottes auf, dass wir gewürdigt werden, die ganze von uns zu erleidende Situation plötzlich doch auch aus einer anderen Perspektive und in einem etwas anderen Licht sehen zu können bzw. zu dürfen.
Hat man es z.B. mit anderen Menschen zu tun und meint, sie würden einem etwa mit Verlogenheit und Sturheit, mit Stolz und Unrecht, mit fehlender Einsicht ins Offenkundige und himmelschreienden Überheblichkeit oder anderen Fehlverhalten stark zusetzen und somit ein schweres Kreuz verursachen, lernt man im Gebet als der betreffenden ganzheitlichen Zuwendung an Jesus zunächst seine eigenen Gefühle und Emotionen aufs gesunde Maß herunter zu schrauben, damit uns umso mehr ein sachlicher und objektiver Blick auf die Realitäten ermöglicht werde.
Denn vielleicht erblickt man dann als erstes jene eigenen Verfehlungen, die eventuell ebenfalls zur Entstehung der betreffenden Konflikte beigetragen haben. Man versteht, wie viel an wertvoller Zeit und Kraft wir zuvor an Gedanken des stolzen Konkurrierens mit anderen oder in Bezug auf menschliche Eitelkeiten verschwendet haben. Statt sich weiterhin „angefressen“ zu fühlen, sieht man doch auch etwas vom eigenen egozentrischen Empfinden ab und wendet sich dem Gegenüber zu. Vielleicht erkennt man dann in dessen Position und Reaktion auch etwas Wahres und Berechtigtes, was einen selbst zur entsprechenden Korrektur des eigenen Denkens, Sprechens und Handelns anleiten sollte.
Eine so gewonnene größere Objektivität ermöglicht uns, im betreffenden Gegenüber nicht nur einen „schlechten Menschen“ und „Übeltäter“ zu sehen, sondern auch einen schwachen Sünder, der ja ebenfalls vielen Versuchungen ausgesetzt ist und eben einige seiner sprichwörtlichen „Gäuler“ nicht hinreichend „im Zaun halten“ und „bändigen“ kann. Und wie wir selbst ja unsere eigene geistige Armut erkennen und bekennen sollen, so besitzt ja auch der andere wohl eine Reihe von sittlichen Schwächen und charakterlichen Mängeln, gegen die er bisher anscheinend nicht hinreichend aufbegehrt hatte und sie somit besiegen konnte.
Sehen wir daher in denen, die uns in manchen wichtigen Fragen sogar ausdrücklich widersprechen, auch sittlich schwächelnde Brüder und Schwestern, vor allem wenn es sich dabei um Menschen handelt, die sich doch auch bemühen und nicht durch große Bosheit aufgefallen sind. Finden wir die Kraft in uns – dank jener gnadenhaft gewonnenen höheren Perspektive – für sie auch ausdrücklich zu beten, mögen sie uns sonst auch „viel Ärger bereiten“. Denn sie sind wegen der sittlichen Unzulänglichkeiten der menschlichen Natur ja ebenfalls Anfechtungen und Versuchungen ausgesetzt, gegen die sie noch nicht bestehen. Denn wenn wir sie dann vollbewusst in unsere Gebete einschließen, schenken wir ihnen vielleicht gerade jenes Maß an Fürbitte, welches ihnen noch fehlte zu ihrem Sieg über die menschlichen sittlichen Schwächen. Jedenfalls ist das Gebet eines wie auch immer unschuldig Leidenden für Menschen, die gerade alles andere als seine Freunde sind, besonders wirksam!
Wenn man an der betreffenden geistigen Höhe gewinnt und sich einem somit diese andere Perspektive erschließt, dann empört man sich nicht nur nicht mehr so stark und grenzenlos über die Sünden der anderen, sondern entdeckt in sich den christlichen Edelmut, dem Heiland Jesus Christus nicht nur die eigenen Gebete, sondern auch eigene Sühneleistungen stellvertretend für Menschen anzubieten, die im Sinn des Evangeliums vielleicht sogar auch ausdrücklich als unsere Verfolger und Feinde eingestuft werden könnten. Wie Christus selbst am Kreuz hängend weder schimpfte noch fluchte, sondern ausdrücklich für Seine Verfolger betete, so werden hoffentlich auch wir gegebenenfalls die geistige Kraft aufbringen können, für die, die uns Übles wollen, voll innerer Ruhe und Überzeugung um Gnade und Barmherzigkeit zu flehen: Verzeih ihnen, o Vater!
Nicht dass man sie dadurch etwa ent-schuld-igen würde – niemand befreit sie von der schweren sittlichen Pflicht zur besseren Einsicht, aufrichtigen Reue und tätigen Umkehr. Nur wirft man neben ihren schweren Vergehen auch einen Blick auf ihren elenden Zustand vor dem Herrgott und empfindet darob einfach auch christliches Mitleid mit ihnen. Denn die Fähigkeit, sogar auch für die eigenen Feinde zu beten, ist ein deutliches Charakteristikum eines echten Jüngers Jesu, welches Er uns ja ausdrücklich zur sittlichen Pflicht gemacht hatte (vgl. Mt 5,43-48)!
Wer aber lernt zu verzeihen, wenn auch nur in der Hoffnung auf die künftige Umkehr des betreffenden Sünders, der lernt auch richtig zu lieben! Ein solcher Jünger Jesu lernt in einer solchen Art und Qualität zu lieben, wie Jesus selbst geliebt hat – sowohl in Hingabe an Gott als auch für die Sünder! Eine solche edle Perspektive gewinnend findet ein katholischer Christ in sich mit Hilfe der reichen Gnade Gottes auch die sittliche Kraft, das erlittene Unrecht sogar auch als eine Möglichkeit anzusehen, nicht nur für die eigenen Sünden Buße zu leisten, sondern darüber hinaus sühnende Genugtuung gewissermaßen stellvertretend auch für die Schuld der eigenen Verfolger und der Feinde Christi anzubieten.
Das ist die höchste Art der Liebe, welche nur das Christentum kennt und uns eindrucksvoll von Jesus Christus selbst, dem unschuldigen Lamm Gottes, vorgelebt worden ist. Dieses höchste Beispiel der selbstlosen Hingabe seiner selbst um des ewigen Heils einer anderen Person willen haben danach auch zahlreiche Heilige und Märtyrer nachgeahmt und für uns dadurch eine unübersehbare Spur zur treuen Jüngerschaft Christi und somit Heiligkeit gelegt. Sagt ja Jesus selbst: „Eine größere Liebe hat niemand, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde.“ (Joh 15,13.) Er tat dies sogar auch für Seine Verfolger, die sich selbst zu Seinen Feinden erklärten, und leitet uns an, Ihm auch da zu folgen!
Etwa ein lauer Christ wird nie verstehen, warum manche treue Jünger Christi sogar echte innere Freude dabei empfanden, wenn sie irgendein Kreuz tragen sollten und dieses dann Jesus aufgeopfert haben. Nicht nur haben sie sich nicht mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Kräften dagegen gesträubt, sondern betrachteten dies ab einer bestimmten Stufe ihres geistigen Aufstiegs zu Jesus sogar als eine Art Auszeichnung, den Leidensweg mit Jesus Christus mitgehen zu dürfen. Sie waren (und sind) keine Masochisten, die etwa sinnliche Freude am Erleiden eines Schmerzes hätten. Nein, sie sind „nur“ von einem solchen hohen Maß der Liebe zu Christus erfüllt, dass sie sogar voll innerer Überzeugung die betreffenden Empfindungen der Apostel vor dem Hohen Rat nachvollziehen können: „Dann riefen sie die Apostel hinein, ließen sie geißeln und verboten ihnen, im Namen Jesu zu reden. Darauf ließ man sie frei. Diese aber gingen voll Freude vom Hohen Rat hinweg, weil sie würdig befunden waren, um des Namens Jesu willen Schmach zu leiden. Sie hörten nicht auf, Tag für Tag im Tempel und in den Häusern zu lehren und die frohe Botschaft von Jesus als dem Messias zu verkünden.“ (Apg 15,40-42.)
So fasst dann der hl. Apostel Paulus auch entsprechend zusammen: „Freilich gilt die Predigt vom Kreuz denen, die verlorengehen, als Torheit, uns aber, die gerettet werden, als Gottes Kraft. … Die Juden fordern Wunderzeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten: für die Juden ein Ärgernis, für die Heiden Torheit; für die aber, die berufen sind, ob Juden oder Heiden, Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn Gottes „Torheit“ ist weiser als die Menschen, und Gottes „Schwachheit“ ist stärker als die Menschen.“ (1 Kor 1,18-25.)
■ Wer zu einer solchen göttlichen Höhe des Blickes auf die Welt samt ihren ganzen Problemen und Eitelkeiten gelangt, der eignet sich mit der Zeit auch ein bisschen die Fähigkeit an, die geistig-religiöse Dimension der Realität in einem etwas größeren zeitlichen wie historischen Maßstab und Zusammenhang zu sehen. Sonst sind wir ja vordergründig mit dem beschäftigt, was zum jeweiligen Zeitpunkt hochaktuell ist bzw. wo uns momentan der Schuh stark drückt. Bisweilen ist es aber vonnöten, darauf zu schauen, wie die jeweiligen längerfristig andauernden geschichtlichen Entwicklungen und gesellschaftlichen Ereignisse ineinandergreifen bzw. einander doch nicht unwesentlich mitbeeinflussen.
Dann erkennt man auch, wie z.B. bestimmte Entscheidungen einflussreicher Personen in Staat und Kirche konkrete Auswirkungen auf spätere Entwicklungen in Gesellschaft und Kirche haben. Denn wie die jeweiligen Entscheidungen eines einzelnen Menschen immer auch durch seine vorher im Leben angesammelten Wissensstand und Erfahrungsschatz mitgeprägt werden, so wirken sich auch kollektive Entwicklungen bzw. eindeutig festzustellende Tendenzen in einer jedweden Gesellschaft immer entweder positiv oder negativ auf das weitere Schicksal eines ganzen Staates, Volkes und einer Kirchenprovinz aus.
Dabei kann sich das „Endergebnis“ solcher Entwicklungen auch erst zu einem bestimmten späteren Zeitpunkt schlagartig offenbaren, ohne dass die breiten Massen die entsprechende negative Dimension der eingeleiteten Prozesse ernsthaft erahnt hätten.
So hat man uns, katholischen Christen, die sich aus fester Überzeugung zum überlieferten Glaubensgut der katholischen Kirche und ihrer Römischen Liturgie bekennen, immer wieder vorgehalten, wir würden viel zu kleinlich an den offiziell-formal durch Johannes XXIII. und das Vatikanum II. eingeleiteten modernistisch-liberalen „Reformen“ „herummeckern“ und somit auch unberechtigterweise die so entstandene „Konzilskirche“ ablehnen. Es sei ja angeblich weder schlimm noch entscheidend, wenn man bestimmte Glaubenssätze etwa aus Rücksicht auf Andersdenkende oder die „moderne Zeit“ nicht so ernst nimmt oder auch etwas relativiert; wenn man die sittlichen Lehren der Kirche im weiteren Sinn interpretiert, um damit weniger beim „modernen Menschen“ anzustoßen; wenn man sich mehr „Freiheiten“ bei der „Gestaltung“ und Umänderung der Liturgie zubilligt. Es befände sich ja alles im Fluss und sei nicht so starr.
So gab es dann Neuerungen - Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Immer angeblich nur ein bisschen und nicht wesentlich. In der Summe hat sich aber ein fundamentaler Bruch mit der eigenen Identität – in Bezug auf den katholischen Glauben und die katholische Kirche als solche – „angesammelt“!
Die letzten zwölf Monate mit ihren gesamten von der Politik weltweit durchgeführten strikten Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der uns vom Schöpfer gegebenen Grundrechte und -freiheiten der Menschen auf der ganzen Welt zeigen uns auch deutlich an, wo bzw. an welchem Tiefpunkt die „Konzilskirche“ letztendlich angekommen ist. Niemals vorher, also weder bei Pest noch Cholera, weder bei Krieg noch Naturkatastrophen hat die katholische Kirche praktisch selbst willig ihre Kirchen geschlossen und somit die Gläubigen von den Gottesdiensten ausgesperrt. Dies geschah nur bei eindeutiger Christenverfolgung und somit bei äußerer staatlicher Gewaltandrohung. Sonst hat man sich mit aller Kraft und Energie dafür eingesetzt, dass die Gläubigen unbedingt das hl. Messopfer mitfeiern und die hl. Sakramente empfangen dürften – um Gott die Ihm gebührende Ehre zu geben und das ewige Heil der unsterblichen Seelen zu wirken!
Jetzt aber mussten und müssen wir erleben, wie leichtfertig man seitens der offiziellen Kirchen in Deutschland und vielen anderen Ländern die Meinung bestimmter von der Staatsmacht einseitig favorisierten „Experten“ übernimmt, ohne z.B. eigene unabhängige Untersuchungen zu betreffenden aktuellen Fragen anzustellen. Diese mangelnde Bereitschaft bzw. der offenkundige Unwille, die ganzen Machenschaften der großen Pharmaunternehmen und globaler Technologiekonzerne trägt ja ebenfalls dazu bei, dass diese praktisch völlig frei schalten und walten und so weiter ungehindert daran arbeiten können, Milliarden von Menschen in ein digitales Gefängnis zu schicken bzw. sie der totalen Kontrolle zu unterwerfen.
Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt gekommen, ganz konkret die menschenverachtenden Machenschaften des Großkapitals anzuprangern und die betreffenden Manipulationen aufzudecken und zu verurteilen, die ja offensichtlich zu furchtbarem Elend und der katastrophalen Verarmung sehr vieler Menschen führen werden.
Die Weltbevölkerung zählt über eine Milliarde offizieller Katholiken. Der Vatikan besitzt eine ganze Reihe von Universitäten, Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen. Wenn er nun seine Stimme auch nur zur Vorsicht, Umsicht und sachlichen Überprüfung der von der Politik, Big Pharma und Big Tech vorgegebenen Daten zur sog. „Corona-Pandemie“ ermahnend erheben würde, könnte er die Funktion des edlen Gewissens der Welt übernehmen und so seiner von Jesus den Jüngern anvertrauten Bestimmung entsprechen, „das Licht der Welt“ und „das Salz der Erde“ zu sein (vgl. Mt 5,13.14).
So aber ruft der Vatikan ausschließlich zum getreuen Festhalten an der offiziellen von der Politik vorgegebene Version der Ereignisse bzw. zur völlig unkritischen Zustimmung der sog. Corona-Impfung mit Stoffen auf, die entgegen aller bisherigen Praxis der Medizin nicht hinreichend getestet worden sind und sich bereits nach wenigen Monaten der Impfaktion als gefährlich für den Menschen erweisen.
■ Beten wir aber inständig, suchen wir unablässig die Wahrheit Gottes und Seine Gerechtigkeit und weihen uns Ihm durch die Hingabe des Herzens. Dann ermöglicht der Heiland hoffentlich auch uns immer wieder einen geistigen „Höhenflug“, der uns dann sowohl die Realitäten auf Erden besser einordnen als auch manches davon mit Seinen Augen erblicken und verstehen lässt.

P. Eugen Rissling

 

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